Meditation für Mamas: Ruheoasen im Alltagschaos schaffen

Meditation für Mamas: Ruheoasen im Alltagschaos schaffen

Ein Interview mit Katrin Michel

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Katrin Michel

Meditationslehrerin & Autorin

Mit ihren Büchern, Meditationen und Coachings wendet sich Katrin Michel an alle selbstbewussten Mamas, denen Achtsamkeit, Wohlfühlen und Entspannung im Alltag wichtig sind. Unter anderem mit Hypnobirthing und Yogakursen bietet Katrin in Hamburg ein buntes Kursprogramm an, das Frauen schon in der Schwangerschaft und darüber hinaus begleitet und ihnen für diese Zeit einen sicheren Hafen bietet.

Katrin Michel ist nicht nur Autorin, Coach und Meditationslehrerin – sie ist auch Mama von drei Jungs und kennt den Stress genau, dem Mütter im Alltag immer wieder ausgesetzt sind. Daher hat sie für sich selbst einen Weg gefunden, wie sie sich inmitten des Alltagschaos mit Kindern, Wäschebergen & Co. immer wieder kleine Ruheoasen zum Meditieren und Wiederauftanken schaffen kann. Mit ihren Büchern, Kursen und Coachings möchte sie andere Mütter dazu ermutigen, das ebenfalls zu tun – sich selbst nicht zu vergessen oder zu vernachlässigen, sich selbst wichtig zu nehmen, um so von der Last des Alltags nicht erdrückt zu werden.

Wie bist du zum Meditieren gekommen und wie sieht deine Routine als Dreifachmama aus?

Katrin: Das Leben als Mama hat meinen Alltag gehörig auf den Kopf gestellt. Auf einmal sind da nicht mehr nur die eigenen Bedürfnisse, sondern man hat Verantwortung für einen weiteren Menschen. Da passiert es schnell, dass man sich selbst aufgibt und sich auf dem Weg verliert. Aber muss das zwangsläufig so sein? Ich für mich habe festgestellt, dass ich eine ausgeglichene Mama sein kann, wenn ich selbst auf mich achtgebe. Das bedeutet auch, dass ich meine Bedürfnisse wahrnehme und mir Zeit für mich nehme. Ich schaffe mir kleine Ruheinseln im Alltag, die mir persönlich so viel bringen, um in meine Kraft zu kommen und auch zu bleiben. Die Meditationspraxis gehört seit langem dazu. Dabei brauchen es keine 30 Minuten im stillen Kämmerlein zu sein, die ich regungslos auf dem Meditationskissen verweile. Meditation bedeutet genau das für mich, einen Moment innehalten und zur Ruhe kommen, während um mich herum das Chaos herrscht. Denn was ich als Dreifachjungs-Mama gelernt habe ist, dass die Ruhe in mir ist, egal, ob meine Jungs gerade lauthals ein Fußballspiel kommentieren, der Wäscheberg sich bis zur Decke türmt und zehn E-Mails beantwortet werden wollen. Ich habe Meditation schätzen gelernt als ein Tool, auf das ich zurückgreifen kann, um tägliche Seelenhygiene zu betreiben. Ganz wie beim Zähneputzen. Das macht man ja schließlich auch jeden Tag ohne zu fragen, ob man nun wirklich Zeit dafür hat. Und genauso ist es auch mit der Meditation. Ich habe erfahren, wie viel Positives sie in mein Leben bringt, wie viel Ausgeglichenheit und Ruhe. Genau das kann ich dann an meine Jungs weitergeben. Wenn man einmal erfahren hat, was es einem gibt, dann stellt sich auch die Frage nicht mehr, wann man dafür Zeit hat. Denn dann ist man motiviert und macht es einfach.

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Meditationen für Mamas

16,00 €

Ruheinseln für Mamas: Katrin Michel zeigt in ihrem Buch, wie Mütter mit Meditationen, die leicht in den Mama-Alltag zu integrieren sind, zur Ruhe kommen können.

Schon 3 Minuten am Tag genügen, um zur Ruhe zu kommen. Du ziehst in deinem Buch den Vergleich zum Zähneputzen, dafür nimmt man sich immer Zeit, egal wie müde man ist oder ob das Kind fiebert. Warum ist die mentale Pflege so viel schwerer in den Alltag zu integrieren?

Katrin: Ich glaube, dass wir das Zähneputzen schon von klein auf lernen. Seelenhygiene allerdings nicht. Wir leben in einer Gesellschaft, in der Werte wie „Schneller, weiter, höher“ einen hohen Stellenwert haben. Leistung wird anerkannt, und daher streben wir oftmals genau nach diesem Erfolg. Was wir selbst wirklich möchten und was wir brauchen, damit es uns gut geht, das spielt oft keine Rolle. Deshalb nehmen wir uns zurück, und dazu zählt auch, dass wir uns keine Zeit nehmen, um zum Beispiel zu meditieren. Sich mit sich selbst zu beschäftigen erscheint manchmal als zu anstrengend. Gerade als Mama hat man einen vollen Alltag, und sehr viele organisatorische Dinge wollen erledigt werden. Ich kenne das nur zu gut von mir, dass der Mental Load einen manchmal schier erdrückt. Gerade da ist es aber umso wichtiger, dass wir uns einen Ausgleich schaffen, dass wir uns einmal selbst in den Mittelpunkt stellen, und das ist kein bisschen egoistisch. Wir dürfen es uns erlauben, uns etwas Gutes zu tun! Gerade diese Erlaubnis dürfen wir uns als Mamas geben. Und auf einmal ist es nicht mehr eine Frage der Integration in den Alltag. Wenn wir selbst erkennen, dass wir wichtig sind und dass wir Priorität haben, uns selbst eine gute Mutter zu sein, dann finden wir das Zeitfenster für fünf Minuten am Tag.

Um beim Zähneputzen zu bleiben: Das geht auch nebenbei im größten Trubel. Zum Meditieren kann ich mich aber nicht mitten in Wäscheberge und Lego setzen und abschalten. Hast du einen Tipp, um familiäres Chaos auszublenden und sich Zeit für sich zu nehmen?

Katrin: Ich denke, dass die Auszeit nie an unserer Tür stehen wird und zu uns sagt: „Jetzt hast du zehn Minuten Zeit nur für dich!“. Diesen Moment wird es nie geben. Deshalb sind wir in der Eigenverantwortung, uns diese Auszeit zu nehmen. Es wird immer den Wäscheberg geben, die Spülmaschine und das wichtige Telefonat, aber wir sollten uns selbst so wichtig sein, dass wir das einmal beiseite schieben können. Und das ganz ohne schlechtes Gewissen. Mir geht es zum Beispiel oft so, dass, wenn ich mir eine kurze Auszeit nehme, danach alles viel, viel einfacher von der Hand geht. Ein Trick, den ich super gerne mache, ist, dass ich mir einen kleinen Teil des Chaos vornehme, wie zum Beispiel den Wäscheberg. Ich erledige diese eine Aufgabe und stelle dadurch in einem Bruchteil meiner Wohnung Ordnung her. Und genau hier meditiere ich dann. Was mir zudem geholfen hat, ist, dass ich das Wort „Ordnung“ durch „kreatives Chaos“ ersetzt habe. Humor hilft immer, und auch einmal im Unperfekten das Perfekte wahrzunehmen, ist eine gute Sache. Und hier macht Übung die Meisterin!

In schwierigen Zeiten – wie z.B. in der aktuellen Pandemie – müsste man eigentlich mehr Zeit für Pausen einplanen, häufig passiert aber genau das Gegenteil. Was waren deine Erfahrungen im letzten Jahr?

Katrin: Das letzte Jahr ist eine extreme Herausforderung gewesen und fast jeder Tag eine Grenzerfahrung. Ich habe für mich immer und immer wieder festgestellt, dass ich mir meinen Tag nicht zu voll packe. Das schürt Erwartungen, die ich meistens nicht einhalten kann, und daraus resultiert Unzufriedenheit. Homeschooling, Betreuung eines Kleinkindes, Haushalt und die Arbeit, alles unter einen Hut zu bekommen zehrt an den Kräften, die irgendwann aufgebraucht sind. Deshalb versuche ich mir selbst den Druck zu nehmen. Mich selbst anzuerkennen, was ich tagtäglich leiste, und lobende Worte zu finden, anstatt mich niederzumachen für das, was ich nicht geschafft habe, das bringt mir sehr viel. Das bedeutet nicht, dass ich das immer schaffe, aber auch hier bin ich auf jedes einzige Mal stolz, bei dem ich es hinbekomme. Mir hat das Mantra „Alles zu seiner Zeit“ viel Kraft gegeben und oftmals meinen Blick genau auf das gerückt, was wirklich wichtig ist: Meine Familie. Dazu gehört auch, dass ich mir weiterhin meine Auszeiten für mich nehme, und gerade hier ist es kein Ausschluss, dass man Kinder hat. Sie nehmen wahr, dass man sich um sich selbst kümmert, und genau das möchte ich ihnen auch in so einer schwierigen Zeit mitgeben. Das, was wir vorleben, machen unsere Kinder uns nach, und ein authentisches Vorbild zu sein, ist mir wichtig. So kann man die Pandemie auch als Chance ansehen, und vielleicht ist es das Tüpfelchen auf dem I, das wir brauchen, um endlich anzufangen, uns um uns selbst zu kümmern.

greenyogashop: Warum ist Meditation besonders für Mütter wichtig, wie kann sie im Alltag helfen?

Katrin: Der Alltag als Mama ist sehr fordernd. Ich erlebe es so, dass ich nonstop in Bereitschaft bin. Es gibt kaum Momente, in denen kein Kind von mir etwas möchte und alle Bedürfnisse befriedigt sind. Ich habe das Gefühl, wie ein elektronisches Gerät ständig „an“ zu sein, und selbst wenn ich nicht „an“ bin, dann bin ich im Standby-Modus. Das ist unglaublich energiezehrend. Meditation ist meine Möglichkeit runterzufahren, und dafür brauche ich eigentlich nur ein paar Minuten. Selbst das bewusste Atmen kann mich in den Zustand völliger Ruhe versetzten. In meinem Alltag brauche ich diese Zeit, um wieder Kraft zu tanken oder mir genau das zu holen, was ich eben brauche. Sei es Selbstliebe, Geduld, Leichtigkeit oder einfach nur eine Pause. Nach der Meditation ist es wie ein Neustart, und ich kann mit mehr Energie meine Aufgaben bewältigen, die auf mich warten.

Titelbild © Eila Lifflander / Portrait © Romy Geßner

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