Die Götter auf Bali haben ein Herz für Yoga. So könnte man meinen, wenn man sich den Boom der internationalen Yogaszene auf der kleinen Südseeinsel vor Augen führt. Ist dieser Aspekt der Globalisierung begrüßenswert? Wem bringt er was? Und wie sieht es aus vor Ort? Schauen wir hin.
Man spricht deutsch am anderen Ende der Welt Seit Jahren ist die Stadt Kuta das Partyparadies der Südsee. Vor allem für die wenige Flugstunden entfernten Australier. Während der Massentourismus in der Partyhochburg im Südwesten Balis floriert, machen Individualreisende lieber einen Bogen um Kuta. Derweil siedeln sich im Norden der Insel immer mehr spirituell angehauchte Luxusresorts an, die Yoga fest im Programm haben. Mindestens zwei davon (Bali Mandala und Holiway Garden) sind von Deutschen geführt und werden fast ausschließlich von gut verdienenden deutschen Wellnesstouristen zwischen 40 und 60 besucht. Man ist dort fast unter sich im Paradies. Doch wer nicht rausgeht, ist nicht im wirklichen Bali, sondern in einer tropischen Luxuswelt. Erst vor den Toren der Resorts taucht man ein in diese wundersame Welt voll malerischer Tempel, klangvoller Gamelanmusik, exotischen Düften und waghalsig überholenden Mopeds im Linksverkehr. Bemühung um Integration Für die Balinesen, die einen der begehrten Jobs in solchen Hotels ergattern können, ist diese Entwicklung super. Ihr Verdienst ist dort zwar alles andere als üppig, liegt jedoch über dem balinesischen Durchschnitt. Die Resorts fördern lokale Umweltprojekte sowie Schulen und sind im diplomatischen Kontakt mit den Priestern und Würdenträgern der umliegenden Dörfer. Denn nicht nur die Götter wollen milde gestimmt werden für ein ungestörtes Yogaparadies.
Yogahochburg Ubud ist fest im Griff der Globalisierung
Ubud ist das Mekka für junge, hippe Yogis aus westlichen Ländern. Die kleine Stadt gilt als kulturelles Zentrum Balis und bietet Rucksacktouristen mit seinen kleinen Pensionen ideale Bedingungen. Es herrscht ein quirliges Treiben auf den Straßen und zwischen den Balinesen sieht man immer wieder Touristen, nicht selten mit Yogamatte unterm Arm auf dem Weg zum nächsten Yogastudio, von denen es in Ubud reichlich gibt. Die Yogabarn, der größte Yogatempel der Stadt, bietet ein vielseitiges Angebot von kompetenten Lehrern. Im schattigen Garten-Café servieren lächelnde Balinesinnen frisch gepresste Papaya- oder Mango-Säfte, sowie vegetarische Leckereien. Abseits vom brummenden Lärm der vielen Autos und Motorroller lässt es sich die hauptsächlich englischsprachige junge Yogacrowd (Amerikaner und Australier) gut gehen. Auf dem lokalen Basar ergattern Touristen schicke Stoffe, fein gearbeiteten Schmuck und beeindruckendes Kunsthandwerk zu sehr günstigen Preisen. Doch in Ubud gibt es mittlerweile auch immer mehr schicke Boutiquen, die in klimatisierten Verkaufsräumen unter anderem Yoga Kleidung für hohe Preise feilbieten. Die Globalisierung hat auch vor Ubud nicht Halt gemacht. Zwei der Hauptverkehrsstraßen sind gesäumt von Hotels, Restaurants und Souvenirgeschäften. Reisende, denen der Trubel in Ubud zu viel ist, flüchten sich in nördliche Küstenorte oder in die Berge der ewig grünen Götterinsel. Dort ist es ruhiger, preiswerter und es gibt weniger Souvenirshops, doch das erstaunliche Yogaangebot gibt es nur in Ubud. Bildquelle: © nikitabuida – Shutterstock